Im Frühling, wenn die Tage wieder länger und wärmer werden und die Natur aus ihrem Winterschlaf erwacht, ist auch wieder die Zeit gekommen, in der unser Geflügel Nachwuchs bekommt.
Natur- oder Kunstbrut?
Es gibt zwei Möglichkeiten Eier zu bebrüten: Die Naturbrut oder die Kunstbrut. Durch die kommerzielle Geflügelhaltung ist die Naturbrut immer mehr in Vergessenheit geraten. Brütende Hennen legen keine Eier und sind daher nicht rentabel. Deshalb wurde den Hühnern der Bruttrieb weggezüchtet. Auch in der Rassengeflügelzucht hat die Naturbrut immer mehr an Bedeutung verloren, da sie nicht so berechenbar ist wie die Kunstbrut und auch nicht so viele Eier gleichzeitig bebrütet werden können. Generell ist der Naturbrut dort der Vorzug zu geben, wo Rassen gehalten werden, bei denen der Bruttrieb noch nicht weggezüchtet wurde. Gibt es eine Henne im Stall, die brutwillig ist und ausreichend Platz um Küken aufzuziehen, ist eine Naturbrut sehr naheliegend und ein spannendes Abenteuer. Es ist jedes Jahr wieder ein Wunder, wie eine Henne, Gans oder Ente Eier ausbrütet und die daraus geschlüpften Küken wärmt, führt und aufzieht. Die Glucke lehrt die Jungen auf natürliche Art und Weise was sie für ihr Leben brauchen und prägt ihr Verhalten.
Ein Erlebnis, das vor allem für Kinder sehr wertvoll ist. Haben sie so doch die Möglichkeit die elementaren Abläufe hautnah mitzuerleben und das Verhalten der Tiere zu beobachten. Aber auch die Kunstbrut hat ihre Vorteile. So können die Züchter selbst bestimmen wie viele Eier ausgebrütet werden sollen, um so die Zuchtziele zu erreichen. Gerade die Züchter, welche an Ausstellungen teilnehmen möchten, müssen den Bruttermin so berechnen, dass die Tiere bis zur Ausstellungssaison voll entwickelt sind. Auch können mit der Kunstbrut grosse Mengen Eier ausgebrütet werden, und nur so ist es auch möglich eine grössere Anzahl Küken gleichzeitig aufzuziehen. Die Kunstbrut bringt aber auch gewisse Risiken mit sich. Abgesehen davon, dass wir stromabhängig sind und ein längerer Stromausfall fatale Folgen hätte, hängt der Erfolg auch sehr stark vom Brutmeister ab. In den letzten Jahren ist aber auch die Gefahr der Krankheitsübertragungen im Brutkasten stark angestiegen.
Die Naturbrut
Obwohl bei der Naturbrut die Hauptarbeit von der Glucke übernommen wird, kann die Brut zusätzlich positiv beeinflusst werden, wenn folgende Punkte beachtet werden:
Der Brutplatz sollte ruhig, halbdunkel und vor Zugluft geschützt sein. Auch müssen wir darauf achten, dass die Glucke und danach die Küken keinem Raubtier zum Opfer fallen können. (Fuchs, Marder, Krähen, Katzen usw). Liegt das Brutnest im Hühnerstall, sollte das Nest so angelegt werden, dass die anderen Tiere keine Möglichkeit haben die Glucke zu stören, indem sie die Brüterin traktieren, ihr zusätzliche Eier ins Nest legen oder die bebrüteten Eier kaputt picken. Das Brutnest muss so angelegt werden, dass die Eier nicht aus dem Nest rollen können. Das Nest darf nicht zu klein und nicht zu tief sein. Die Nestmulde muss die Anzahl Eier, welche die Glucke zu decken vermag, aufnehmen können, ohne dass die Eier übereinander zu liegen kommen. Für den Rahmen, um das Nest zusammen zu halten, eignen sich Backsteine oder eine Holzkiste mit nicht zu hohen Seitenwänden. Diese hat den Vorteil, dass das ganze Gelege problemlos transportiert werden kann. Als unterste Schicht werden einige Zentimeter feuchte Erde (nicht frisch gedüngte Gartenerde) oder Rasenziegel gelegt. Beides sind gute Feuchtigkeitsspeicher und isolieren das Nest. Damit kann ohne grossen Aufwand ein optimales Brutklima geschaffen werden. In die Erde wird eine Mulde geformt und mit kurzem Strohhäcksel gut ausgepolstert, damit die Eier nicht zu Bruch gehen können. Scheint eine Henne mit dem Brutgeschäft beginnen zu wollen, setzen wir diese bei Dunkelheit auf das bereitgestellte Brutnest und unterlegen ihr vorsichtshalber während zwei Tagen einige Kunsteier oder nicht für die Brut bestimmte Eier. Sitzt sie zuverlässig, können die Eier mit den Bruteiern ausgewechselt werden. Die Anzahl der zu unterlegenden Eier richtet sich nach der Grösse der Glucke und der Bruteier. Weniger ist oft mehr! Die Brüterin sollte alle Eier problemlos decken können. Nur so wird verhindert, dass Eier, welche nicht gedeckt sind, abkühlen und in Folge die Küken absterben. Es ist wichtig, dass die Glucke während der Brutzeit nicht unnötig gestört wird. Damit sie ruhig auf ihren Eiern sitzen kann, befreien wir sie noch von allfälligen Parasiten. Dazu gebrauchen wir ein biologisches Mittel, welches auch keine Gefahr für die Eier darstellen kann. Auch Mäuse können die Glucke stören. Im Normalfall, verlässt die Henne jeden Tag ein bis zwei Mal ihr Nest um frisches Wasser zu trinken, ein paar Körner (Hühnerkörner und kein Legemehl) zu picken und sich zu entleeren. Tut sie dies nicht, ist es unsere Aufgabe nachzuhelfen. Falls es nicht gelingt sie mit Körner vom Nest zu locken, wird sie vorsichtig vom Nest gehoben und zu den Körnern gebracht. Anschliessend muss beobachtet werden, ob sie ihr Gelege selber wieder aufsucht. In der Regel muss bei unerfahrenen Glucken nur ein bis zwei Tage nachgeholfen werden. Es herrscht immer noch die Meinung, dass die Glukke selber merkt, welche Eier sie aus dem Gelege entfernen muss. Dies ist jedoch nicht der Fall! Das Schieren der Eier ist auch bei der Naturbrut unumgänglich. Die Fäulnisbakterien der unbefruchteten und faulen Eier oder eines einzigen, im Ei abgestorbenen Küken, können durch die poröse Eierschale entweichen und in die gesunden Eier eindringen. Dies kann das Absterben der lebenden Küken zur Folge haben und somit ein ganzes Gelege vernichten. Daher ist es zu empfehlen die Eier am 6. und am 17. Tag zu kontrollieren. Wenn die Glucke das Nest verlässt, ist der beste Zeitpunkt, um die Eier zu durchleuchten, ohne die Brüterin zu stören. Die unbefruchteten oder abgestorbenen Eier sind dem Gelege zu entnehmen. Nach 21 Tagen sind die Küken fertig entwickelt und beginnen mit dem Schlupf. Hier sollte keine Hilfe geleistet werden. Es ist darauf zu verzichten «Geburtshilfe» zu leisten, da die Küken, welche nicht selber aus dem Ei schlüpfen können, meist Kümmerlinge sind. Es ist zu beachten, dass auch diese Anlage vererbt werden kann. Dies ist auch der Grund, weshalb die Schlupfergebnisse mit der Zeit immer schlechter werden.
Die Kunstbrut
Bei der Kunstbrut können die Züchter bestimmen, wann sie mit dem Brüten beginnen möchten. Natürlich sollte auch hier die Natur nicht ganz ausser Acht gelassen werden. Die Küken entwickeln sich am besten, wenn die Tage länger werden, das Klima angenehm warm ist und im Auslauf feine, frische Gräser zu spriessen beginnen. Wenig sinnvoll ist es, Eier noch nach dem längsten Tag einzulegen, da dann auch die Frohwüchsigkeit der Küken etwas reduziert ist. Die Junghennen kommen dadurch spät in die Legereife und beginnen meistens, bedingt durch die kalten Wintermonate, erst im Frühling mit dem Eier legen. Ist der Termin festgelegt, muss überlegt werden, wie viele Eier ausgebrütet werden sollen. Es kommt darauf an, wie die Brutmöglichkeiten sind und wie viel Platz für die Aufzucht zur Verfügung steht. Sind alle Fragen beantwortet und die Eier gesammelt, kann mit der Brut begonnen werden. Im Brutraum sollte es keine grossen Temperaturschwankungen geben. Ideal ist ein Raum mit 15 – 20 Grad Raumtemperatur, ca. 50% Luftfeuchtigkeit und mit einer ausreichenden Frischluftzufuhr. Das Brutgerät ist auf eine stabile und waagrechte Unterlage zu platzieren und vor direkter Sonnenbestrahlung zu schützen.
Flächen- und Motorbrüter
Grundsätzlich unterscheiden wir bei den Brutapparaten zwei Typen: Flächen- und Motorbrüter. Der Flächenbrüter hat eine Strahlungsheizung, der Motorbrüter zusätzlich noch einen Ventilator, der die Wärme im Brutapparat gleichmässig umwälzt. So ist es möglich, im ganzen Brutgerät die gleiche Wärme zu haben, während bei einem Flächenbrüter die Temperatur, je nach dem wo gemessen wird, etwas schwanken kann. Die Hersteller der Brutapparate bieten verschiedene Modelle zum Verkauf an. Die Palette reicht von Geräten, bei denen alles manuell bedient werden muss, über Halbautomaten, bis hin zu den Vollautomaten. Hier ist es den Züchtern zu überlassen, für welches Gerät sie sich entscheiden. Bei der Kunstbrut ahmen wir die Natur nach! So ist es die Aufgabe der Züchter, den Eiern das nötige Brutklima zu verschaffen. Um das Klima gut einzustellen, ist es zu empfehlen, den Brutapparat zwei Tage vor der Eieinlage einzuschalten und die Temperatur richtig einzustellen. Falls der Brutapparat die Luftfeuchtigkeit nicht selber reguliert, wird diese mit einem Hygrometer gemessen. Die nötige Feuchtigkeit wird mit einer Wasserschale oder zusätzlichen feuchten Schwämmen erreicht. Es ist auch zu empfehlen, die Eier täglich mit frischem, kaltem Leitungswasser zu besprühen (Wäschesprayer). So ist es ohne grossen Aufwand möglich, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen und die Eier abzukühlen. Um das Festwachsten der Membrane zu verhindern, werden die Eier mehrmals täglich gewendet. Je nach Brutapparat geschieht dies automatisch, halbautomatisch, oder die Eier müssen von Hand um die Längsachse gedreht werden. Mindestens einmal am Tag werden die Eier gekühlt, indem der Brutapparat geöffnet wird und die Eier mit kaltem Wasser besprüht werden. So kann der Schlupferfolg positiv beeinflusst werden. Je nach Geflügelrasse und Brutstadium, sind die Werte der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur unterschiedlich.
Hier kannst du Bruteier bestellen. Wenn du bei uns eine Bestellung aufgibst, kann unsere Zuchtleitung für dich geeignete Bruteier suchen. So ermöglichen wir eine bestmögliche Verteilung der Genetischen Vielfalt in der Schweiz.
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